Bessere Akustik bedeutet besseres Lernen


Von VELUX Commercial
Oberlicht-Lösung mit Lichtband-Modulen 5–30˚, Hessenwaldschule, Weiterstadt, Frankfurt, Deutschland
Hessenwaldschule mit VELUX Modular Skylights

Gut gestaltete Klassenzimmer können dazu beitragen, die Lernleistung von Schülern zu verbessern. Ein entscheidender Faktor dabei ist eine gute akustische Umgebung. In diesem Beitrag befassen wir uns damit, was Lärm im Klassenzimmer wirklich bedeutet und wie Architekten und Planer die negativen Auswirkungen minimieren können.

Wer schon einmal einen Fuß in ein Klassenzimmer gesetzt hat, weiß, dass Lärm dort ein allgegenwärtiges Thema ist.

Besonders verblüffend ist manchmal gerade die Abwesenheit von Lärm. Diese weist meist darauf hin, dass konzentriertes Lernen stattfindet – einzeln, in der Gruppe oder durch aufmerksames Zuhören.

Wenn der Geräuschpegel jedoch zu hoch ist, können sich die Schüler beim Lernen gestört fühlen.

Nach wissenschaftlicher Auffassung ist Lärm die Ursache für vieles:

  • Geringere Produktivität
  • Schnellere geistige Ermüdung
  • Stress

Die Wissenschaftler der Universität Salford, Manchester, fanden mit ihrer Studie „Clever Classrooms“ (2015)¹ heraus, dass Lärm dem eigentlichen Zweck des Lernens im Klassenzimmer destruktiv entgegensteht. Mit Verweis auf zwei Vorläuferstudien²⁻³ fassen sie die Ergebnisse mit dem Fazit zusammen, dass die akustische Umgebung eines Klassenzimmers einen entscheidenden Faktor für die schulischen und psychosozialen Leistungen der Kinder darstellt.

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Zwei Arten von Lärm

Im Allgemeinen gibt es zwei Arten von Lärm, die sich auf die akustische Umgebung in Klassenzimmern auswirken: Innenlärm und Außenlärm.

Innenlärm lässt sich auf zwei verschiedene Quellen zurückführen: den Luftschall und den durch das Gebäude selbst übertragene Schall.

  • Luftschall wird in der Regel von menschlichen Bewegungen oder mechanischem Schall in angrenzenden Räumen verursacht. Er durchdringt Luft, Wände, Böden und Decken.
  • Gebäudeschall wird durch Personen oder Geräte in höheren oder niedrigeren Stockwerken oder aber durch den Erdboden übertragen.
  • Innenlärm wird in der Regel mithilfe von Möbeln, Teppichen und anderen schallabsorbierenden Mitteln gedämpft.

Außenlärm stammt aus der Umgebung eines Gebäudes.

  • Die Entfernung zu den Geräuschquellen wirkt sich maßgeblich auf die Wahrnehmung von Außenlärm aus, dasselbe gilt für Lärmbarrieren wie andere Gebäude, Bäume etc.
  • Je nach Lärmquelle entstehen verschiedene Arten von Lärm. Straßenverkehr zum Beispiel erzeugt ein niederfrequentes Rauschen, während Vogelgezwitscher hochfrequent ist.
  • Die Straße ist der größte Verursacher von Außenlärm. 13 % der Bevölkerung in Europa fühlen sich von Straßenverkehrslärm gestört.

Wünschenswerte Geräusche

Klassenzimmer werden niemals ganz frei von Geräuschen sein – und das sollten sie ja auch nicht.

Der Schalldruck eines Großraumbüros liegt in der Regel bei etwa 70 Dezibel. Wenn Sie jemals in einem Raum voller Kinder waren, dann wissen Sie, dass Kinder normalerweise nicht leiser sind als der Durchschnittsbüroarbeiter, selbst wenn sie sich hinsetzen und sich konzentrieren sollen.

Die 70 Dezibel eines Großraumbüros sind um rund 10 Dezibel höher als ein einfaches Gespräch und liegen 20 Dezibel über dem normalen Schalldruck, der im Wohnzimmer oder der Küche herrscht. Räume, in denen sich viele Menschen aufhalten, sind tendenziell laut. Für Klassenzimmer gilt das umso mehr.

Absolute Stille ist also nicht realistisch. Vielmehr sollte es das Ziel sein, die richtigen Bedingungen für Erzeugung und Wahrnehmung erwünschter Geräusche und Lautstärken zu schaffen.

Im Falle von Klassenzimmern sollte der Lehrer in der Lage sein zu unterrichten. Und die Schüler sollten den Lehrer hören können – laut und deutlich.

Es gibt die drei verschiedenen Parameter Außengeräusche, Innengeräusche und Grundriss des Raums, die es Planern und Architekten als Stellschrauben ermöglichen, eine zufriedenstellende, akustische Umgebung für Klassenzimmer zu planen.

Außengeräusche

Außengeräusche stellen für jede Lehrkraft ein enormes Ärgernis dar. Das liegt vor allem daran, dass sie nur schwer zu beeinflussen sind.

Die Studie „Clever Classrooms“ empfiehlt, dass Klassenzimmer möglichst abseits von belebten Bereichen wie Spielplätzen, Sportanlagen und Empfangsbereichen liegen sollten.

Verkehrslärm ist oftmals nur schwer auszublenden, kann aber mithilfe akustischer Puffer wie Bäumen und Sträuchern reduziert werden.

Fenster mit Schallschutzfunktion sind bei der Reduzierung von Außengeräuschen von zentraler Bedeutung. Die Dämpfung von Regengeräuschen ist besonders wichtig. Allein von Fenstern ausgehende Regengeräusche haben einen Schalldruckpegel von 40 Dezibel.

Innengeräusche

Die Akustik in Klassenzimmern kann durch großflächige Teppichbeläge verbessert werden. Ist dies nicht zweckmäßig oder unpraktisch, könnte der Architekt entsprechende Wandbehänge vorsehen.

Andere dicke Stoffe oder sonstige Materialien eignen sich zur Dekoration von Klassenzimmern, ja sogar Projektarbeiten, die von Schülern unter Verwendung dieser Materialien erstellt wurden.

Bei der Reduzierung von Innengeräuschen können Teppichböden oder großflächige Beläge höchst effektiv sein, aber auch durch geringen Aufwand lässt sich oft eine verblüffende Wirkung erzielen. Selbst unscheinbare Kleinigkeiten können die Raumakustik erheblich verbessern. So können beispielsweise Gummifüße an Stühlen und Tischen die Geräusche mindern, die durch Bewegungen verursacht werden. Das gilt für jeden Raum mit Tischen und Stühlen, in besonderem Maße jedoch für Klassenzimmer voller unruhiger Kinder.

Grundriss des Raums

Klassenzimmer sind so zu konzipieren, dass die Schüler möglichst nahe beim Lehrer sitzen können, damit sie ihn akustisch besser verstehen können. Rechteckige Räume mit einem größeren Längen-/Breitenverhältnis eignen sich in der Regel besser für diese Bestuhlung und bieten mehr Möglichkeiten für Präsentationen..

Quellen

  1. Clever Classrooms (2015), Summary report of the HEAD project, University of Salford, Manchester
  2. Crandell, C., Smaldino, J. (2000) Classroom Acoustics for Children With Normal Hearing and With Hearing Impairment,Language, Speech, and Hearing Services in Schools, Vol. 31, 362–370, October 2000
  3. Picard, M., Bradley, J. (2001) Revisiting speech interference in classrooms, Audiology 2001, 40: 221- 244
  4. DEIC

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